Anne Tu Quoc: Brückenbauerin und Schuhmacherin

petit mai

Seit 10 Jahren näht Anne Tu Quoc für ihr Unternehmen petit mai. Dabei bringt sie Bäuerinnen, Rentnerinnen, einen syrischen Flüchtling und ihren Papa an einen Tisch. Eine Idee, die nicht nur das Herz erwärmt.

Vor zehn Jahren sammelte Anne Tu Quoc, mit einer Saisonstelle im Skigebiet Arosa, erste Berufserfahrungen. Sie schenkte dabei den Leuten nicht nur warme Schokolade aus, sondern sorgte auch für einen Satz heisse Ohren. Im übertragenen Sinne. Es war die Grundsteinlegung für ihr Unternehmen.

„Fair, nachhaltig und sozial. Das sind für mich nicht bloss leere Worthülsen, sondern integraler Bestandteil meines Denkens und Handelns“ Anne Tu Quoc.

 

Papa näht mit

„Es hat tatsächlich mit dem Stricken von Mützen begonnen. Und das aus einer reinen Not heraus: Es war kalt“, erzählt die heute 37-jährige Unternehmerin. Und auch wenn ihre Idee bei weitem nicht einzigartig war, so waren es doch zumindest ihre Produkte. Schnell kam der erste Erfolg und ebenso schnell der erste Engpass. Hilfe musste also her. Und warum weit suchen, wenn das Gute so nahe liegt: Rentnerinnen und Bäuerinnen aus der Umgebung holten ihre Stricknadeln hervor und halfen Anne aus. Doch nicht nur das: Das kleine Unternehmen wurde zur Familienangelegenheit. Und nein, es war nicht die Oma, die aushalf, sondern der Papa.

 

Von Mützen zu Mokassins

Heute feiert Anne Tu Quoc ihr 10-jähriges Bestehen. Ihr Sortiment hat sie angepasst. Es geht nicht mehr um heisse Ohren, sondern um warme Babyfüsse. Die Idee entstand ebenfalls aus einer gewissen Not heraus; „2010 wurde ich Mutter und ich fing an für meinen Sohn Lenox zu stricken und zu nähen. Mit den Babymoccs hatte ich endlich die Lösung für warme Füsse – hübsch verpackt“, erzählt sie. Das Produkt wechselte also von Mützen zu Mokassins, der Erfolg blieb. Und auch die Mitarbeiter. Noch heute sind die Bäuerinnen und Rentnerinnen an Annes Seite, noch heute sitzt Papa an der Nähmaschine. Dieser hat nun endlich männliche Unterstützung erhalten. Ein syrischer Schneider – wegen dem Bürgerkrieg aus seinem Heimatland geflüchtet – teilt sein Wissen mit Anne. „Wir unterstützen und ergänzen uns. Und trotz gewisser Verständigungsprobleme klappt die Zusammenarbeit gut“, erzählt sie.

 

Fair, nachhaltig und sozial

Faire Produktion, nachhaltiges Material und Menschlichkeit – drei Dinge, die für Anne Tu Quoc nicht bloss leere Worthülsen sind. Sie ist Mutter, Unternehmerin, Frau – sie versucht alles unter einen Hut zu bringen. Eine Herausforderung? „Natürlich“, sagt sie. „Doch eine lösbare“. Alles sei ein Geben und ein Nehmen. Und so gibt sie Arbeit und nimmt beim Vorbeibringen der Materialien bei der Bäuerin einen Sack Äpfel mit. Oder bleibt bei der Rentnerin zum Kaffee sitzen. Denn auch wenn Zeit Geld ist, ist sie manchmal doch so viel wichtiger. Und wertvoller. Genau wie warme Babyfüsse im kalten Winter und zu allen anderen Jahreszeiten ebenso.

„Ich bin froh, dass ich in meiner nächsten Umgebung produzieren kann und ich genau weiss, wann, wie, wo und woraus meine Produkte hergestellt werden. Dabei noch Menschen zu unterstützen, die es vielleicht schwierig hätten, sonst einen Job zu finden, ist wunderbar.“ Anne Tu Quoc

 

Über Anne und petit mai

Anne Tu Quoc ist 37 und zweifache Mutter. Sie wohnt mit ihren beiden Söhnen, Lenox und Finn Henry, sowie ihrem Mann in Freiburg. Vor zehn Jahren gründete sie ihr Unternehmen und verkauft heute ihre Babymokassins und Accessoires bei ausgesuchten Detailhändlern und Online-Shops. Unter dem Motto „Small shoes for big adventures“ gibt es handgefertigte Lederschuhe, die sich perfekt den Babyfüssen anpassen. Der Gummizug vereinfacht das Anziehen und verhindert das Verrutschen. Fair und umweltschonend produziert, werden die Schuhe aus pflanzlich gegerbtem Leder genäht. Ebenfalls sind Mützen und diverse andere Accessoires erhältlich.